In der Ruhe liegt die Kraft

Wie man im Berufsalltag Kraftquellen erschließen kann

Im besten Fall ist der Beruf selbst eine der Kraftquellen. Wer für seine Arbeit brennt, erfolgreich ist, ein gutes Team um sich versammelt hat und noch dazu ein gutes Umfeld genießt, schöpft Antrieb und Kraft aus dem Tagwerk. Doch manchmal verlieren gerade die sehr engagierten Selbstständigen und Mitarbeiter*innen das rechte Maß und die Fähigkeit, ihre Grenzen zu ziehen und gut auf sich zu achten.

Dann kommt die Selbstoptimierung ins Spiel. Doch sie ist ein zweischneidiges Schwert. Natürlich sparen optimierte Arbeitsabläufe Zeit und Geld. Wer aber beständig aus sich selbst, dem eigenen Geist und Körper mehr und mehr herausholen will und sich im Grunde nur noch unter chronischem Stress wohl fühlt, läuft Gefahr auszubrennen.

Lifestyle-Empfehlungen wie: „Gönnen Sie sich doch wieder einmal ein Bad, gehen Sie zur Kosmetikerin…“ können zwar ein nettes Beiwerk sein, lösen aber das Problem nicht. Manchmal bewirken Tipps dieser Art sogar das Gegenteil: Jetzt muss man auch noch entspannen dürfen.

In der Ruhe liegt die Kraft
In der Ruhe liegt die Kraft

Kraftquellen erschließen sich von Innen

Und sie sind eine sehr persönliche Angelegenheit. Was für die Eine das Buch, die Andere Gesang und Tanz, und wiederum den Anderen die Partnerschaft, ein gutes Gespräch mit einem Freund oder das Zubereiten eines leckeren Gerichts ist… - alles, worin man mal kurz versinken kann und die Seele zu baumeln beginnt, hat das Potenzial einer Kraftquelle.

„Was wollten Sie immer schon mal machen?“

Das Schöne an Kraftquellen ist, dass sie im Hintergrund abrufbar sind, nicht zwangsläufig zeitintensiv und schon deshalb gerne genutzt werden, weil man sich dabei wohl fühlt. Sie sind weder Anspruch von außen noch Pflichterfüllung, oftmals drückt sich mit ihnen auch die eigene Individualität und Haltung gegenüber dem Leben aus.

Was, wenn man kurzzeitig den Kontakt dazu verloren hat?

Dann heißt es für eine Weile: Den Fokus bewusst ändern. Auch, wenn es zu Beginn schwer scheint und sich die Unruhe eher noch verstärkt. Doch wird man reich belohnt und sieht vielleicht sogar, dass sich am Ende eine andere Lebensqualität einstellt.

Diese Dinge können darin unterstützen, den Kontakt zu sich selbst wieder zu finden:

Gut schlafen
Viele Menschen nehmen Stress und Unruhe mit in den Schlaf. Dabei ist guter Schlaf eine zentrale Kraftquelle. Wer morgens ausgeruht und mit Tatendrang aufwacht, kommt in der Regel auch mit Schwung durch den Tag. Dabei beginnt der gute Schlaf schon am Abend. Ist dieser angefüllt mit schönen Dingen, Familie, Partner, Kultur oder auch einfach mal ruhig, gelingt das Einschlafen besser. Vor dem Zubettgehen noch eine Runde durchs Dorf oder ums Haus drehen dient der Entspannung und der Nachtruhe mehr als ein fordernder Actionfilm oder eine Politshow.

Gut essen
Wer das Gefühl hat, keine Zeit mehr zum Kochen zu haben, braucht umso bessere Nahrung. Ein gutes, frisches und gesundes Essen kann in zwanzig Minuten gerichtet werden. Der süße Snack im Büro kann ersetzt werden durch Obst. Gemüse, Kartoffeln, Reis, eine kleine Menge Fisch oder Fleisch sind am Abend nach der Arbeit schnell zubereitet. Dabei kann man runterkommen und anschließend das Essen – möglichst in guter Gesellschaft – genießen.

Dankbar sein
Dankbarkeit ist vielleicht die größte Kraftquelle. Das Schöne an ihr ist, dass sie zugleich innerlich bereichert und bescheiden macht. Sie kostet nichts und braucht keinen Zeitaufwand. Ruhe und Frieden entstehen durch sie. Wer Dankbarkeit empfindet, öffnet sich für die Fülle und Schönheit des Lebens.

  • Eine einfache Übung:
    Schreiben Sie regelmäßig zwanzig Dinge auf, für die Sie dankbar sind.
    Zu Beginn scheint das viel. Doch wenn man bedenkt, dass selbst der täglich gefüllte Kühlschrank Anlass zur Dankbarkeit bietet, kommen schnell wesentlich mehr Dinge zutage. Dankbarkeit für die großen und kleinen Dinge des Alltags, für Menschen, die uns umgeben, sogar für Herausforderungen, an denen wir wachsen können, kann bewusst geübt und praktiziert werden.

Alleine sein
Endlich Ruhe! Pause machen. Wer regelmäßig, auch wenn es nur für ein paar Stunden ist, allein ist, kommt zu sich. Ohne Ablenkung, nicht erreichbar sein, ohne Plan. Gefühle und Gedanken können dann besser wahrgenommen werden. Und wer dann automatisch zu einem Buch greift, und in eine Geschichte eintaucht, hat eine Kraftquelle wiedergefunden.

Den Körper spüren
Im Hamsterrad des Alltags geht vielen Menschen das Gespür für sich selbst verloren. Doch das ist wichtig dafür, die eigenen Grenzen und Bedürfnisse anzunehmen.

Eine sehr geeignete Übung ist der Body Scan. Durch ihn lernt man den eigenen Körper besser kennen, er hilft, negative Gedanken und Ängste loszuwerden. Er steigert die eigene Sensibilität und mit etwas Übung kann er sogar schmerzlindernd wirken.

Body Scan ist wie eine kurze Meditation, eine Reise durch den Körper, die jederzeit in den Alltag integriert werden kann.

  • So geht’s:
    Man legt sich auf den Rücken, nimmt ein paar entspannende Atemzüge und reist fokussierend vom linken Zeh übers Bein zur rechten Seite und schließlich durch den ganzen Körper. Es geht dabei nur um das achtsame Wahrnehmen in Verbindung mit der Atmung ohne Bewertung. Welche Empfindungen sind da? Wärme? Kälte? Zittern? Leere? Fülle? Druck?
    Zu Beginn kann diese Übung unruhig machen und Geduld erfordern. Es genügt, wenn sie zwei- bis dreimal in der Woche durchgeführt wird. Nach und nach wird man immer präziser auch kleine Bereiche im Körper wahrnehmen. Es wird sich mehr Kontakt zu sich selbst einstellen. Das führt unweigerlich zu mehr Ruhe und dazu, dass auch in der Hektik des Alltags das Gespür für sich selbst bleibt.

Üben üben üben
Manchmal sind gerade die Dinge, gegen die man sich zunächst wehrt, langfristig von großem Nutzen. Die Kraftquellen – welche auch immer es sein mögen – erfordern natürlich etwas Zeit und Aufwand. Doch das, was hier investiert wird, zahlt sich in der Hektik des Alltags allemal aus. Das Leben fühlt sich wieder gut an.